Eine Stadt voller Iglus
Future Cities - Eine Stadt voller Iglus
Es ist vielleicht nicht die erste Art von Gebäude, die einem in den Sinn kommt, wenn man von Städten spricht, denn Iglus findet man nicht in Städten, sondern in den arktischen Gebieten der nördlichen Hemisphäre der Erde, und zwar hauptsächlich auf Grönland. Nichtsdestotrotz stellt ein aus porösem Schnee gebauter Iglu einen fantastischen Wetterschutz dar. Die Luft im Schnee isoliert genauso gut wie die Luft in der Steinwolle, die in vielen Gebäuden als Wärmedämmung verwendet wird.
Dieser Text wurde ursprünglich in der schwedischen Fachzeitschrift Teknikdygnet veröffentlicht.
Ein gut gebauter Iglu mit Platz für ein paar Leute kann trotz einer Aussentemperatur von ungefähr -40 Grad Celsius eine Innentemperatur von etwa null Grad Celsius beibehalten. Ein Iglu schafft nicht nur eine Wohnmöglichkeit, wenn es richtig kalt ist, sondern hat auch eine Geometrie, die Form einer Kugel, die klügste Form für ein Gebäude bezüglich des Klimas.
Eine intelligente, klimafreundliche Gebäudeform ist eine geometrische Form, die zu einem niedrigen Energieverbrauch bei der Beheizung führt. Je kleiner die Klimahülle ist, d.h. die Summe der Flächen der umschliessenden Wände und Dächer im Vergleich zur gleichen Geschossfläche (Summe der Flächen aller Geschosse), desto geringer der Energieverbrauch. Wir haben einen Wert geschaffen, den wir Gebäudeeffizienz nennen («byggnadseffektivitet‘ auf Schwedisch), der die Summe der Bodenflächen geteilt durch die Fläche der umschliessenden Flächen ist. Je höher dieser Wert ist, desto intelligenter ist die Geometrie in Bezug auf das Klima.
Was also ist nun eine gute Form für ein Gebäude? Ein Drittel der Sozialwohnungen, die in Schweden in den 1960er- und 70er-Jahren gebaut wurden, besteht aus Hochhäusern – schmalen, hohen Gebäuden, was keine gute Form ist. In den 80er-Jahren begann man stattdessen, Gebäude in Würfelform zu errichten, oft mit einem geschlossenen Atrium in der Mitte, was besser war. Ein Zylinder steht für eine wirklich gute Geometrie, und die bestmögliche geometrische Form ist eine Kugel.
Es gibt eine Menge altes Wissen, wie in vor Jahrhunderten erbauten Gebäuden die Wärme erhalten wurde. Wie wurde ein gutes Innenraumklima geschaffen? Wie wurde eine gute Gebäudedämmung erreicht? Wie wurde im Winter am besten Schnee gegen die Fassade gehäuft? Wie wurden die Gebäude basierend auf der Himmelsrichtung und der vorherrschenden Windrichtung geplant? Gemäss altem Wissen entstanden Vorteile, Gebäude in den Boden einzugraben oder an einem Hang zu platzieren, grosse Fenster nach Süden und kleine Fenster nach Norden auszurichten, schwere Baumaterialien entsprechend ihrer Lagerhaltungsfähigkeit auszuwählen, Fensterläden zu montieren usw. Altes Wissen, das in Vergessenheit geraten ist oder jedenfalls nicht mehr angewendet wird.
Bis zu 70 Prozent des Energieverbrauchs eines Gebäudes hängen von der richtigen Wahl der Form, der Wärmedämmungsstärke, der Ausrichtung, der Fensterqualität, der Wahl der Fassade, dem Gewicht, der Windeinwirkung usw. ab oder können durch eine optimale Wahl reduziert werden.
Der Bau eines klimatisch intelligenten Gebäudes erfolgt in drei Schritten. Der erste Schritt besteht darin, eine energiefreundliche Form und Ausstattung zu wählen. Der zweite Schritt ist die Installation energieeffizienter technischer Systeme, die bedarfsgerecht geregelt werden und überschüssige Energie dorthin transportiert wird, wo ein Energiemangel herrscht. Drittens muss sichergestellt werden, dass die Energie, die das Gebäude versorgt, erneuerbar ist.
Doch in einer Stadt muss vieles koordiniert werden: die Platzierung von Gebäuden im Verhältnis zu Strassen, Parks und Plätzen, der Fluss von Menschen und Verkehrsmitteln. Deshalb ist die Wahl der optimalen Gebäudeform natürlich nicht das einzige Gestaltungskriterium in deiner Stadt.
Einig sind wir uns jedoch darin, dass wir langfristig eine nachhaltigere Stadt schaffen können, wenn wir das Wissen um klimagerechte Gebäude in die Planungsprozesse von Immobilienbesitzern und Kommunen einbringen.
Ich glaube nicht, dass die Iglu-Erfinder so vorausschauend erkannt haben, dass die Form heute mehr als anwendbar ist. Oder vielleicht waren sie es doch? Aber wäre es nicht aufregend, sich eine Stadt voller Iglus vorzustellen?