Spruce sapling growing in rugged northern forest

Rückkehr zur Biodiversität

Die Biodiversität, die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde, ist essentiell für alle Lebewesen.

Die Biodiversität erhält die Funktionsfähigkeit von Ökosystemen aufrecht und erbringt Ökosystemdienstleistungen für Natur und Gesellschaft. Ökosystemdienstleistungen sind eine wichtige Voraussetzung für wirtschaftliche Entwicklung und menschliches Wohlergehen.

Nach Angaben des Weltwirtschaftsforums ist mehr als die Hälfte des weltweiten BIP moderat oder stark von der Natur abhängig. Der Verlust der biologischen Vielfalt hingegen stellt für Natur und Gesellschaft eine grosse Gefahr dar. Der Global Risks Report 2022 des Weltwirtschaftsforums stuft den Biodiversitätsverlust und den Zusammenbruch von Ökosystemen als eine der fünf grössten Bedrohungen ein, mit denen die Menschheit in den nächsten zehn Jahren konfrontiert sein wird.

Unsere Herausforderung

Wir sehen einen beschleunigten Rückgang der biologischen Vielfalt, der auf direkte und indirekte menschliche Einflüsse zurückzuführen ist. Dieser Prozess bringt Ökosystemdienstleistungen ins Wanken und reduziert Naturkapital. Laut Dasgupta Review ist der Wert des Naturkapitals zwischen 1992 und 2014 pro Kopf um fast 40% gesunken – im selben Zeitraum betrug das globale BIP-Wachstum 3,6% pro Jahr.

Large strong-branched tree in middle of tropical forest view
View of rainforest

Die Biodiversitätskrise ist hochkomplex und vielschichtig. Biodiversität erstreckt sich auf mehrere Datenebenen und umfasst u. a. räumliche Informationen über Lebensräume, aber auch über Arten und Genetik – die allesamt miteinander verflochten sind.

Bereits kleine Änderungen im System können weitreichende negative Auswirkungen haben. Hierdurch wird die Messung und Überwachung der Biodiversität selbst bei hohen Anforderungen an die Erhebung und Analyse geeigneter Daten zu einer Herausforderung.

Einer der Hauptgründe für den Rückgang ist, dass der monetäre Wert von Ökosystemdienstleistungen bei den meisten Entscheidungsprozessen nicht ausreichend berücksichtigt wird, obwohl der jährliche Nutzen von Ökosystemdienstleistungen auf 125 bis 140 Billionen US-Dollar geschätzt wird. Darüber hinaus ist die Biodiversität im Gegensatz zum Klima noch nicht vergleichbar durch eine rechtsverbindliche globale Rahmenregelung wie das Pariser Abkommen geregelt.

Enge Wechselbeziehung

Wälder sind eine der wichtigsten Quellen biologischer Vielfalt. Sie beherbergen einen Grossteil der Tier- und Pflanzenarten in terrestrischen Ökosystemen. Waldökosysteme stehen ausserdem in Wechselwirkung mit anderen Ökosystemen und erbringen eine Vielzahl von Dienstleistungen. Der Reichtum der Wälder ist ihre Vielseitigkeit. Die Waldarten variieren je nach klimatischen Bedingungen – von tropischen bis hin zu borealen Wäldern und von Naturwäldern bis hin zu bewirtschafteten Wäldern und Plantagen, allesamt mit einem unterschiedlichen Ausmass menschlicher Einwirkung.

Wälder sind nicht nur ein Hort der Artenvielfalt, sondern bieten auch der Gesellschaft direkten Mehrwert und Nutzen – von der Produktion nachwachsender Rohstoffe über die Kohlenstoffbindung und -speicherung bis hin zu ästhetischen und kulturellen Werten. Von vielen dieser Werte lässt sich nur durch menschliches Eingreifen profitieren. Die Forstwirtschaft verändert die natürliche Entwicklung von Wäldern und kann sich somit positiv oder negativ auf die Biodiversität auswirken.

Bird peeking out of plant branches

Resonanz der nordischen Forstwirtschaft

Wenn eine Branche oder ein Sektor stark von der Natur abhängt, ist zu erwarten, dass Biodiversität dort auf der strategischen Tagesordnung ganz oben steht. Angesichts dieser Abhängigkeiten sowie eines gestiegenen allgemeinen Bewusstseins hat der Forstsektor seine Massnahmen zum Schutz der Biodiversität in der Waldbewirtschaftung und Holzbeschaffung kontinuierlich ausgebaut.

So auch Finsilva, ein grosses Forstunternehmen in Finnland. Dessen CEO, Juha Hakkarainen, misst der Biodiversität eine Schlüsselkomponente bei der strategischen Aufgabe bei, aus Naturkapital wirtschaftliches, soziales und ökologisches Wohlergehen zu generieren. Viele grosse Forstunternehmen, wie UPM und Stora Enso, haben die Biodiversität in die Liste ihrer strategischen Prioritäten aufgenommen.

Zielsetzungen für die Biodiversität wurden festgelegt und werden bereits von einer Reihe von Unternehmen überwacht. Sami Oksas Aussage nach hat UPM für das Biodiversitätsziel seiner eigenen Wälder in Finnland und Uruguay einen positiven Nettoeffekt festgelegt. In Finnland überwacht UPM verschiedene Aspekte der Artenvielfalt, wie z. B. die Anzahl der Laubbäume und den Schutz wertvoller Lebensräume.

Pine trees reaching for partly cloudy blue skies

Kleinere Unternehmen werden anhand branchenspezifischer Biodiversitätsprojekte unterstützt. So hat beispielsweise der finnische Sägewerksverband kürzlich für seine Mitglieder, unabhängige Sägewerke, einen Praxisleitfaden für die Berücksichtigung von Biodiversität bei der Holzbeschaffung veröffentlicht.

Der freiwillige Schutz von Waldflächen mit hohem Biodiversitätswert und die Vergrösserung von Stilllegungsflächen sind häufig angewandte Massnahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt. In Finnland haben diese Massnahmen durch staatlich geförderte, freiwillige Naturschutzprojekte wie Metso und Helmi bereits viel Unterstützung erfahren.

Die von den Forstunternehmen bei der Forstbewirtschaftung und Holzbeschaffung ergriffenen Massnahmen unterscheiden sich in ihrem Ausmass und Umfang. Die fortschrittlichsten Praktiken in diesem Sektor gehen über die Biodiversitätsanforderungen hinaus, die Gesetze, Vorschriften und Waldzertifizierungen den Unternehmen vorgeben.

Beispiele sind die Erhöhung des Anteils von Harthölzern (Diversifizierung des Artenmixes), die Vermeidung von biodiversitätsreichen Waldarten und Schlüssellebensräumen, die Diversifizierung von Alters- und Waldstruktur, die Erhöhung des Totholzvolumens mit unterschiedlichen Mitteln, eine erhöhte kontrollierte Verbrennung, die Erhöhung des Volumens alter Bäume, Biodiversitätspreisaufschläge bei Holz (als Ausgleich für Waldbesitzer), Wiederherstellung, Biodiversitätsberatung und -dienstleistungen für Drittunternehmer, Planung für eine erhöhte Berücksichtigung der Verflechtung von Ökosystemen und die Übertragung von Schlüsselarten an neue Standorte.

View of sunlit boreal forest

Sami Oksa weiter:

UPM engagiert sich bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten dafür, den Biodiversitätswert zu steigern. In diesem Zeitraum haben wir eine Vielzahl von Massnahmen ergriffen, die über die regulatorischen Anforderungen hinausgehen.

„Zu Anfang haben wir in den firmeneigenen Wäldern in Finnland eine sehr hilfreiche Untersuchung zu Lebensraum und Biodiversität durchgeführt, als Grundlage für unsere Massnahmen. Später setzten wir uns eine Reihe von Zielen, wie die Verdoppelung der Anzahl Laubbäume in UPM-Wäldern, und arbeiteten bei vielen Projekten mit Interessengruppen zum Schutz der biologischen Vielfalt zusammen, wie z. B. bei einem Leitfaden zum Schutz einer unserer am stärksten bedrohten Vogelarten, des Weissrückenspechts, in kommerziell bewirtschafteten Wäldern.

Diese Massnahmen wenden wir in allen UPM-Wäldern an, und zusätzlich fördern wir sie in Privatwäldern, sodass wir sagen können, dass unsere gesamte Holzbeschaffung abgedeckt ist.“

Das nordische Modell

Das nordische Forstwirtschaftsmodell basiert hauptsächlich auf dem Prinzip des Altersklassenwalds, bei dem am Ende der Umtriebszeit gleichaltrige Bestände durch Kahlschlag geerntet werden, was erhebliche einmalige Auswirkungen auf die Natur vor Ort hat. Im Vergleich dazu sieht das mitteleuropäische Modell einen selektiven Holzeinschlag vor, bei dem die Eingriffe häufiger erfolgen und die bearbeitete Fläche in der Regel grösser ist.

Die Berücksichtigung der Einschlaghäufigkeit und -stärke wird beim nordischen Forstsektor immer häufiger diskutiert, vor allem in puncto biologische Vielfalt, aber auch in Bezug auf die Kohlenstoffspeicherung. Das Hauptziel besteht darin, ein Holzerntesystem zu finden, das auf den Zweck und den Standort zugeschnitten ist.

Juha Hakkarainen weiss zu berichten, dass Finsilva zunehmend Plenterbetrieb auf Moorflächen anwendet.

Single lit spruce sapling growing surrounded by dark forest background

Ihm zufolge sorgt Finsilva neben dem Schutz von Waldgebieten auf freiwilliger Basis auch für einen Laubbaumbestand in seinen Wäldern von z. B. Espe, Salweide, Vogelkirsche, Eberesche und Erle. Diese Arten sind wichtig für die Biodiversität und werden nicht geerntet. Das Unternehmen stellt auch Feuchtgebiete und Wasserläufe wieder her. In der Regenerationsphase gewinnt der Mischholzanbau von Weichholz, Kiefer und Fichte an Bedeutung.

Zukunftsaussichten

In den letzten Jahren hat der Forstsektor sein Engagement für Artenvielfalt schrittweise ausgeweitet und damit bereits einige Verbesserungen erzielt. Der Druck bleibt jedoch bestehen und erfordert weiteres Engagement sowie die Erprobung neuer Ideen. Wie zum Beispiel das Pilotprojekt UPM Forest Action Programm, das in Sachen verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt. Eine der Verantwortungsinitiativen des Programms zielt darauf ab, die Biodiversität durch einen effektiven Umgang mit Totholz zu verbessern.

In Ermangelung einer globalen Rahmenregelung für Biodiversität wird eine der grössten Herausforderungen im Nachhaltigkeitsmanagement generell die Ausarbeitung und Verfeinerung von Indikatoren, Kennzahlen und Methoden sein, anhand derer sich die Fortschritte bei der Erreichung der von den Unternehmen gesetzten Ziele messen lassen. Juha Hakkarainen erläutert:

Marktwerte und Mechanismen für die Biodiversitätsbewertung können höchst relevant werden und müssen mit diesen Kennzahlen verknüpft werden.

Initiativen wie Task Force on Nature related Financial Disclosures und Partnership for Biodiversity Accounting Financials dürften bei dieser Entwicklung eine wichtige Rolle spielen, da sie von einer Lobby führender globaler Branchenvertreter und Marktdienstleister vorangetrieben werden.

Biodiversität ist die nächste Herausforderung im Nachhaltigkeitsmanagement. Und wie bei vielen Herausforderungen sind auch hier viele Investitionen, Experimente und Tests erforderlich, um die richtigen Lösungen zu finden. Mit der ungeklärten Situation gehen jedoch auch Chancen einher, und Unternehmen, die bereit sind, lieber jetzt als später zu handeln, haben eine grosse Chance, die Auswege und Lösungen für eine der grössten Umweltkrisen unserer Zeit zu gestalten.

Graph explaining next steps for adoption of biodiversity in sustainability management
TFND: Taskforce on Nature related Financial Disclosures, SBTN: Science Based Targets for Nature, PBAF: Partnership for Biodiversity Accounting Financials
Die Zukunft?
Erhöhter Druck von Investoren
Ausrichtung auf TFND und SBTN
Biodiversitätsbewertung (PBAF)
Hohe Anforderungen an die Datenerfassung – Digitalisierung
Markt für Waldökosystemdienstleistungen - in den USA teilweise vorhanden
Forstsektor: Der Weg ist eingeschlagen, aber es liegen noch viele Meilen und Herausforderungen vor uns – in Bezug auf Forschung, Verfahren usw.

Mirjam Schärer - Co-Head of Section Environment and Sustainability

Mirjam Schärer

Co-Leiterin Abteilung Umwelt und Nachhaltigkeit

Mirjam Schärer kontaktieren

Für Anfragen zu unseren Dienstleistungen füllen Sie bitte das Formular aus. Für alle anderen Anfragen besuchen Sie bitte unsere Standort- und Kontaktseite.
Thomas Schneider - Co-Head of Section Environment and Sustainability

Thomas Schneider

Co-Leiter Abteilung Umwelt und Nachhaltigkeit

Thomas Schneider kontaktieren

Für Anfragen zu unseren Dienstleistungen füllen Sie bitte das Formular aus. Für alle anderen Anfragen besuchen Sie bitte unsere Standort- und Kontaktseite.